Digitalfunk

Feuerwehr ist heilfroh über den Digitalfunk

Offiziell noch im Probebetrieb, hat er sich schon bewährt – Installation und Ausbildung im Landkreis abgeschlossen

160812-1404-29-55040824-l-digitalisierungPfarrkirchen. Mehr als zehn Jahre war es ein Aufreger-Thema. In der Region, war viel und kontrovers diskutiert worden – die Umstellung von Analogfunk auf BOS-Digitalfunk (BOS steht für "Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben"). Jetzt befindet man sich damit endgültig auf der Zielgeraden und bei den Feuerwehren im Landkreis ist man darüber ausgesprochen glücklich. Wir haben mit Kreisbrandrat Johann Prex sowie Fach- Kreisbrandmeister Christian Steiner über die aktuelle Situation gesprochen.

Der Hauptgrund für Ängste und auch Widerstände in der Vergangenheit im Zusammenhang mit der Umstellung war die notwendige Installation neuer Sendemasten für die Funksignale. Zumal die Informationspolitik in diesem Zusammenhang durch die Regierung (Standorte der Masten, Messwerte etc.) lange Zeit an Transparenz zu wünschen übrig ließ. Und Christian Steiner will auch überhaupt nicht in Abrede stellen, dass elektromagnetische Strahlung Einfluss auf die Menschen haben kann. Aber letztlich wird wohl auch hier nicht so heiß gegessen wie zuvor gekocht wurde. Sowohl Steiner als auch Prex betonen, dass alle Messwerte weit unter den erlaubten Werten liegen würden. Sie stellen außerdem auch fest, dass sich die Zahl der Masten durch die Umstellung sogar verringert habe – von bayernweit 3000 auf jetzt 900. Grund ist der Abbau von Analogmasten, da jetzt anders als früher alle Behörden und Organisationen über ein Netz funken.

Offiziell befindet man sich mit dem Digitalfunk noch im Probebetrieb, der für den Bereich der Integrierten Leitstelle Passau, zu dem auch Rottal-Inn gehört, am 1. November enden wird. Bis dahin sollen alle beteiligten Einrichtungen ihre Vorbereitungen abgeschlossen haben.

Dank für Finanzierung an die Gemeinden

Soweit es die Feuerwehren in Rottal-Inn betrifft könnte schon heute der Regelbetrieb aufgenommen werden, wie Kreisbrandrat Prex versichert. Bei allen 128 Wehren im Landkreis seien die Geräte bis auf wenige Ausnahmen bereits installiert. Rund 1115 davon – Handgeräte wie fest in Fahrzeugen installierte – seien angeschafft worden. Prex und Steiner gehen von einer Gesamtinvestition plus Einbau von rund 800000 Euro aus. Ihr Dank gilt den Gemeinden und dem Landkreis, die die Kosten tragen. Es sei erfreulich, dass alle Gemeinden ihren Haushalt für die Feuerwehren "so in Schuss haben", dass überall die Umstellung bereits erfolgen konnte.

Mit Kauf und Installation der Geräte allein ist es freilich nicht getan – es gehört auch die Schulung derer dazu, die damit umgehen sollen. Auch hier kann Prex für die Landkreis-Wehren Vollzug melden: "Wir sind fast durch". Am Ende sind dann im Landkreis 2200 Anwender geschult, 200 Führungskräfte auf regionaler Ebene und 30 Vertreter der obersten Führung. Die Schulungen sind auch für diejenigen Aktiven notwendig, die mit dem Analogfunk vertraut sind, da die neuen Geräte wesentlich mehr Möglichkeiten bieten als der Analogfunk, der nur über einen Kanal verfügte.

160813-0214-29-55014116-l-digitalfunk2Wie engagiert und aufwendig das Thema der Ausbildung angegangen wurde, mag eine beispielhafte Schilderung des Lehrgangs bei den Feuerwehren Gumpersdorf, Obertürken und Schildthurn verdeutlichen, die auch auf die anderen Wehren übertragbar ist. Von Montag bis Donnerstag wurden dort unter Leitung von Christian Steiner 28 Frauen und Männer im Umgang mit den neuen Funkgeräten unterrichtet. Auch die Jugend wurde über die Neuerungen in diesem Bereich aufgeklärt. Am Samstag haben die Teilnehmer dann mit Erfolg eine praktische und theoretische Prüfung abgelegt. Dazu wurden sie mit den Autos der Feuerwehren Gumpersdorf, Obertürken, Schildthurn und Tannenbach durch verschiedene Ortschaften geschickt, wo sie einzelne Koordinaten ausfindig machen mussten. Bei der Zeugnisvergabe bedankte sich Kursleiter Steiner für die gute Zusammenarbeit der Wehren und bei der Gemeinde für die Übernahme der Kurskosten.

Die Frauen und Männer der Feuerwehr seien von der neuen Technik begeistert, versichert Johann Prex: "Jeder möchte am liebsten schon heute loslegen und damit arbeiten." Das mag auch daran liegen, dass sich die Vorteile nicht nur bei den "Trockenversuchen" während der Schulungen gezeigt, sondern auch schon im Ernstfall bewiesen haben. Bei den Einsätzen im Zuge der Flutkatastrophe nämlich wurde bereits digital gefunkt. Und Johann Prex ist heilfroh darüber und überzeugt: "Sonst wären wir zweimal abgesoffen."

Vorteile liegen auf der Hand

Die Vorteile während großer Einsätze liegen auf der Hand. Die Zeit der Funklöcher ist vorbei, die Sprachqualität ist um ein Vielfaches besser. Es können sogar Störgeräusche bei der Übertragung herausgefiltert werden. Wenn etwa neben einem lauten, motorgetriebenen Fahrzeug oder Gerät gefunkt wird, kommt an der Gegenseite nur das Sprachsignal klar und deutlich an. Fehlinterpretationen unverständlicher Durchsagen sind so ausgeschlossen. Durch den gleichzeitigen Betrieb mehrerer Kanäle hat die Einsatzleitung bessere taktische Möglichkeiten, auch stören sich verschiedene Bereiche nicht gegenseitig bei der Arbeit.

Bis zur endgültigen Digitalisierung muss bei den Feuerwehren allerdings nochmals investiert werden, denn die Alarmierung über Piepser und Sirenen läuft noch analog. Die Umstellung wird auch hier sicher kommen, so Prex, wohl in den nächsten zwei bis drei Jahren. Zumindest brauche es dafür dann aber keine neuen Masten.

Bildtext 1:   Können bereits Vollzug melden: Kreisbrandrat Johann Prex (links) und Fach-Kreisbrandmeister Christian Steiner freuen sich, dass alle Feuerwehren im Landkreis Rottal-Inn mit Digitalfunk ausgerüstet und an den Geräten ausgebildet sind

Bildtext 2:   Fach-Kreisbrandmeister Christian Steiner (links) mit den Aktiven der Feuerwehren Gumpersdorf, Obertürken und Schildthurn, die – wie zahlreiche ihrer Kollegen aus allen Feuerwehren im Landkreis – erfolgreich an einem Lehrgang für den Digitalfunk teilgenommen haben.

Bericht:   PNP vom 13.07.2016

Autor und Foto:   Werner Eckert

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