Pressegespräch Bilanz Flutkatastrophe 2016

An der Grenze der Belastbarkeit

Kreisbrandrat Hans Prex zieht aus Sicht der Feuerwehren Bilanz zur Flutkatastrophe – Grenznahe Partnerschaften mit Österreich weiter ausbauen

Pressekonferenz-HPfarrkirchen. Bei einem Pressegespräch hat Kreisbrandrat Johann Prex gestern aus der Sicht der Feuerwehr auf die verheerende Flut im Landkreis Rottal-Inn zurückgeblickt. Beim Katastrophenfall von 1. bis 24. Juni waren ihm zufolge an allen Tagen zusammen rund 12000 Kräfte an 2874 gemeldeten Stellen im Einsatz.

Nach den "überdimensionierten Wolkenbrüchen" seien nach den Worten von Prex 480 Menschen gerettet worden, davon 150 aus unmittelbarer Lebensgefahr. "Die Wehrleute mussten teils unter Einsatz ihres Lebens helfen", verdeutlichte der Kreisbrandrat. Für sieben Personen sei leider jede Hilfe zu spät gekommen.

Zur Chronologie der Alarmierung am 1. Juni: Um 7 Uhr wurde Voralarm ausgelöst, um 11.17 Uhr die Kriseneinsatzzentrale in Alarmbereitschaft gesetzt. Um 12.30 Uhr folgte der erste Katastrophenalarm, um 14.30 Uhr der Katastrophenalarm für alle Einheiten. Neben den Feuerwehren rückten THW, Bundeswehr, Bundespolizei sowie die Wasser- und Bergwacht aus.

Unterstützung erhielten die 128 Landkreis-Feuerwehren von 36 Kontingenten zur Feuerwehrhilfeleistung aus anderen niederbayerischen Landkreisen sowie aus Oberbayern, der Oberpfalz und dem benachbarten Oberösterreich. Alleine bei diesen Kontingenten kamen 3664 Personen zum Einsatz.

Von der Flutkatastrophe besonders betroffen waren laut Prex elf Bereiche, allen voran im südlichen Landkreis. "Rinnsale entwickelten sich zu reißenden Strömen." Was die Stadt Simbach betrifft, sprach der Kreisbrandrat von "Wassermassen und einer Verkettung unglücklicher Umstände". So sei zunächst ein Durchlass des Simbachs oberhalb der Stadt verstopft. Schließlich brach sich das dort aufgestaute Wasser seine Bahn. Mitgerissene Baumstämme brachten Dammwände des Simbachs innerhalb des Stadtgebietes zum Einsturz, so dass das Wasser massiv über die Ufer trat. Darüber hinaus stauten die Dämme am Inn das Wasser des heranströmenden Simbachs in die Stadt zurück.

Im Zuge der Aufräumarbeiten in Simbach stellte die Feuerwehr laut Prex rund 500000 Liter Brauchwasser zur Verfügung. Darüber hinaus wurden über eine Million Liter Öl-Wasser-Gemisch abgesaugt und daraus 250000 Liter Heizöl gefiltert. Dabei war man stark auf Kräfte von außen angewiesen, allen voran vom THW Kelheim. Aus diesem Grund regte Prex an, für den Landkreis Rottal-Inn selbst Hochleistungspumpen anzuschaffen, die verschlammtes Schmutzwasser fördern können.

Bei der Koordinierung des Einsatzes kam der neue Digitalfunk zum Einsatz. "Dadurch konnten einzelne Einsatzgruppen punktgenau zusammengeschaltet werden, zudem war die Übertragungsqualität hoch", informierte Prex. Sein Fazit zu diesem Thema: "Ohne den Digitalfunk wäre das Führen schwieriger gewesen." Übrigens: Noch im Laufe des Juli werden alle Feuerwehren im Landkreis über Digitalfunk verfügen.

Unterm Strich gingen die Feuerwehren laut Prex an die Grenzen der Belastbarkeit. Alleine am 1. Juni seien 1586 Notrufe bei der Leitstelle eingegangen. "Zum Glück kam es bei den Einsatzkräften zu keinen nennenswerten Verletzungen." Sein Dank galt allen Unterstützern. Aufgrund der gemachten Erfahrungen regte Prex an, "die bestehenden Vereinbarungen für grenznahe Partnerschaften mit Österreich über die vereinbarte Notfallrettung hinaus weiter auszubauen." Der Kreisbrandrat schloss mit dem Worten: "Wir sind schlagkräftig, weil wir flächendeckend aufgestellt sind."

Bildtext:  Bei der Pressekonferenz: (v.l.) Kreisbrandmeister René Lippeck, Kreisbrandinspektor Helmut Niederhauser, Kreisbrandrat Johann Prex, Kreisbrandinspektor Theo Pichlmaier und Pressewart Kreisbrandmeister Max Kirschner.

Bericht:   PNP vom 06.07.2016

Autor und Foto:   Herwig Slezak

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